En faire tout un plat

[…] Los geht’s. Es ist 08:35. Die Künstler wischen Regenwasser von der runden Plattform, die draussen, halb auf geteerter Strasse und halb in der grünen Wiese aufgebaut ist, ab. Dann trocknen sie die Bühne. Das Quietschen von Gummisolen.

Roman Keller trägt eine graue Kiste raus. Das grau, schwarz, grüne Gerät wird hinaus geschoben, von einem Helfer, und neben die runde Bühne gestellt. Ein Ballon-förmiger schwarzer Sack wird zugeklebt. Kniend trocknet Roman den Rand der runden Bühne. Vogelgezwitscher. Jetzt beide mit Gehör und Augenschutz. Roman fräst mit einer Festool ein Muster in den Rand der Holzbühne. Ein Teil der Maschine ist ein Festool Cleaner (Cleantec steht auf dem Gerät). Christina Hemauer ist mit den entwirren von Kabeln und dem nachschieben der Gerätschaft beschäftigt. Beide Arbeiten jetzt wie Handwerker, echt, es geht nicht anders. Nur die spitzige Zipfelmütze von Christina scheint künstlich aufgesetzt. Verkleidung. Alles andere ist Bauarbeit. In der Mitte der Bühne bläst sich der Plastik Sack auf. Langsam. Die Performenden haben sich jetzt, beim Fräsen des Musters, entlang der runden Holzbühne, abgelöst. Der Ballon, in der Mitte der Bühne, wird grösser. Jetzt ist der schwarze Sack klar als Ballon zu erkennen. Es wird von rechts nach links im Kreis gefräst. Nachdem sie ganz um den Kreis, um die runde Bühne, rum gefräst haben, putzt Christina den Rand der Bühne. Roman schiebt die Maschinerie in den Raum zurück. Der Ballon bläst sich weiter auf. Fast ein bisschen hektisch. Wegen des Regens? Beide putzen und trocknen jetzt die Bühne. Lumpen auswringend neben einander stehend. Die Festool Cleantec hat die Fräs-Schnipse und den Fräs-Staub nicht vollständig aufgesaugt. Roman putzt den, der auf geteerter Strasse liegen geblieben ist mit einer Bodenbürste zusammen, die Reste im Gras der Wiese bleiben liegen. Dann ziehen sich die Performer um. Christina zieht die weisse Arbeiterhose aus. Sie trägt einen langen Rock darunter. Das ist überraschend. Die weissen Turnschuhe behält sie an. Roman ist jetzt unauffälliger gekleidet. Der schwarze Ballon rollt hin und her, während und weil er sich aufbläst? Er ist nun vollständig aufgeblasen und wird von den Performern abgeklopft. Von Regentropfen die darauf liegen geblieben sind befreit. Man ist gespannt. Fliegt er davon? Wann? Vielleicht? Dann tragen beide den Ballon fort, in den Kunstraum Walcheturm rein. 09:26. Christina Hemauer räumt die restlichen Sachen der Performance weg. Jetzt wird die Bühne wieder trocken gewischt. Es hat aufgehört zu regnen.

Hansjörg Köfler über die Performance von Christina Hemauer und Roman Keller, die von 08:35 bis 09:26, anlässlich «Des längsten Tages» am 21.06.2015 in Zürich stattgefunden hat.

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Runder Solarballon

The Longest Day 2015 (6. edition)
21.6.2015

Der längste Tag 2015 (6. Ausgabe)
Kanonengasse 20, CH-8004 Zürich