La Partenza

[…] Der eindringliche, wehmütige Gesang schliesslich führt die Besucher ins Untergeschoss der Kunsthalle. Hier zeigen Hemauer/Keller auf einer an die Kellerstützpfeiler angelehnten Leinwand erstmals ihre Videoarbeit «La Partenza», 2014 – 2016. Bilder vom Meer und von einer Hafenlandschaft sind zu sehen, und vor allem die Gesichter von mehrheitlich älteren Männern, die in diesem Hafen, nur mit ihren Stimmen, die vereinnahmenden Melodien erklingen lassen. […]

Die Kulisse ist der einstmals rege befahrene, heute seltener genutzte «Porto Petroli» in Genua, von wo aus bis 2015 auch die Schweiz mittels einer Pipeline mit Erdöl beliefert wurde. Beim Chor handelt es sich um eine sogenannte Trallalero-Gruppe. Diese Genueser Eigenheit wurde ursprünglich im Kreis der Hafenarbeiter praktiziert, die sich abends nach getaner Arbeit singend Ablenkung vom schweren Handwerk verschafften. Mit dem zunehmenden Bedeutungsverlust des Ölhafens und dem Aussterben des Hafenarbeitermetiers sind auch die Trallalero-Gesänge mehr und mehr am Verschwinden. Eine fragwürdige Nostalgie ergreift einen angesichts dieser Erkenntnis, zu der die Trallaleri den Soundtrack liefern. Ihre Musik erklingt nun als Abgesang auf das Zeitalter des Erdöls und läutet gleichzeitig den Aufbruch in eine noch ungewisse Zukunft ein.

Saaltext, Deborah Keller, Kuratorin

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2016

Video, 13 Min.

Schweiz

Ausstellungsorte

2021: Kunstmuseum Olten
2017: Projektraum am See, Kornhaus Rorschach
2016: Kunsthalle Arbon


Sammlungen

2021: Kunstsammlung Kanton Zürich