Relative Humidity – Relative Humanity (Prototype)

Das Künstlerduo Hemauer/Keller bedient sich naturwissenschaftlicher Vorgehensweisen, um mit menschlichem Auge kaum sichtbare und über längere Zeitperioden auftretende Veränderungen feststell- und sichtbar zu machen.

Während den beiden letzten Semestern entwickelten sie mit Elektrotechnik-Studentinnen der Fachhochschule Nordwestschweiz ein Messgerät, welches Daten über die Zusammensetzung des Lichts und somit auch über die Farbe des Himmels liefert. Zentraler Bestandteil des Messgeräts ist ein Spektrometer, welches das einfallende Licht wellenlängenabhängig auffächert und die jeweilige Strahlungsintensität detektiert.

Die Konzentration auf den sichtbaren Bereich der einfallenden Strahlung ist eine künstlerische Entscheidung. In Diskussionen mit zwei Klimaforschern erfuhren die Künstler, dass die Himmelsfarbe bisher nicht beobachtet wird, da es sich um keine relevante Grösse handle. Beide Wissenschaftler sind sich einig, dass sich die Himmelsfarbe weiter verändern wird, während Uneinigkeit darüber herrscht, ob das Firmament künftig grauer oder blauer wird.

Die Spektren werden auf einem zweiten Gerät – nicht als RGB-Farben, sondern durch sechzehn farbige LEDs – möglichst präzise reproduziert. Diese Darstellung umgeht den sogenannten «Normalbetrachter», der bei Farbrechnungen üblicherweise Verwendung findet und aus einer gemittelten Messung einer Gruppe von Probanden besteht. Unabhängig von der Verarbeitung im Gehirn, sind die individuellen Unterschiede bei der menschlichen Farbsensorik beträchtlich.

Der vorliegende Prototyp kommt frisch aus der Fachhochschulwerkstatt und wird das erste Mal für eine Periode von zwei Wochen den Himmel über Masein spektral vermessen. Die eigentliche Projektdauer ist auf 30 Jahre angelegt. Eine Reihe von Museen sollen künftig dafür gewonnen werden, ihre Dächer als Messstandorte zur Verfügung zu stellen, um die zunehmend menschengemachten Himmelsfarben zu sammeln.

Saaltext, Joëlle Menzi