Seit bald zwanzig Jahren beschäftigt sich das Künstlerduo Christina Hemauer und Roman Keller mit Fragen der Klimakrise und der alternativen Energiegewinnung. In ihrer Ausstellung in der Kunsthalle stellen sie ungewöhnliche Fragen, die sowohl von globaler als auch von lokaler Bedeutung sind: «Welche Unvernunft gibt Kraft? Energie, die kein Leiden schafft?» Dies sind Textausschnitte aus ihrer Postpetrolistischen Internationale, einer Hymne, die mit dem Engadiner Chor Opera Engiadina im Rahmen der Ausstellung neu aufgeführt wird. Mit ihrer Kunst suchen sie nach kraftspendenden «Verschwendungsritualen» als Zeichen des Aufbruchs in ein nachhaltiges Energiezeitalter.
Die natürlichen Ressourcen sind fast erschöpft, die Klimakrise so dringlich wie nie zuvor. Auch geopolitisch stellen sich mit dem Verbrauch von fossilen Brennstoffen moralische und machtpolitische Fragen. Gemäss dem brandaktuellen IPCC-Klimabericht ist der Zeitpunkt «jetzt oder nie».
Statt auf zermürbenden Verzicht und asketische Reduktion legen Christina Hemauer und Roman Keller den Fokus auf lustvolle Nachhaltigkeit und die Suche nach neuen freudvollen kulturellen Praktiken. Sie verknüpfen soziales Miteinander, wie es etwa mit dem «Hom Strom», einem lokalen Feuerbrauch in Scuol, gefeiert wird mit einem Panoramablick in die meteorologische und kulturelle Historie des Engadins.
Die Ausstellung findet auf drei Etagen statt und beinhaltet Video, Fotografie und partizipativ-performative sowie installative Elemente. Das Duo sucht immer wieder Inspiration und Austausch zwischen der eigenen künstlerischen Praxis und der Wissenschaft. Dieser Dialog wird im geplanten Veranstaltungsprogramm zum Anlass eines transdisziplinären Gesprächs genommen.
Saaltext, Sabine Rusterholz Petko, Kuratorin
10.7. – 23.10.2022
Kunsthalle Nairs
Nairs 509, Scuol